„Aus etwas Kleinem darf Wertvolles erwachsen“, dies wurde auf der Pomologie schon einmal vor über 150 Jahren Wirklichkeit, denn damals wurde die Lehranstalt für Gartenbau, Obstkultur und Pomologie von Eduard Lucas gegründet. Jetzt wurden mit dem Pflanzen eines kleinen Baumes gleich zwei Dinge gefeiert: die erfolgreiche Suche und die Vermehrung einer historischen Streuobstsorte, der Lucas Frühzwetschge. Gleichzeitig die Gründung des Fördervereins Eduard-Lucas-Haus.
Bevor die anwesenden Gäste aus Politik, der Familie Lucas und Streuobstbegeisterte zur Tat schritten, freute sich Ralf Röckel, der Verbandsvorsitzende des Kreisverbandes für Obst- und Gartenbau im Landkreis Reutlingen. „Mit der Pflanzung dieser seltenen Lucas Frühzwetschge setzen wir ein Zeichen für die Biodiversität, das Bewusstsein und für die Bedeutung der Natur für künftige Generationen und den Erhalt unseres regionalen Streuobsterbes“, so brachte er seine Freude wörtlich zum Ausdruck.
Oberbürgermeister Thomas Keck stellte dar, dass viel zu wenig Interesse an Streuobstwiesen weitergegeben werde. Die Kulturlandschaft habe nicht mehr den Stellenwert der früheren Jahre und deshalb gebe es immer weniger helfende Hände, die Bäume zu pflegen und die Früchte zu ernten. Daher wirke er gerne bei dieser Aktion zum Erhalt dieses einzigartigen Reutlinger Erbes mit. Dass er diese Aussage ernst meinte, zeigte das ausgehobene Pflanzloch, dass die Mitarbeiter des Städtischen Bauhofes bereits vorbereitet hatten.
Martin Stiegler, der Ur-Enkel von Eduard Lucas samt Familie freuten sich sehr über den jungen Baum. Im Gespräch berichtete er über die Familie Lucas. Vor wenigen Wochen verstarb die letzte Namensträgerin Gitta Lucas aus den Nachfahren von Eduard Lucas. Sie lebte in Nonnenhorn am Bodensee. Das dortige Familiengrab trägt einen tonnenschweren Grabstein in Form eines Apfels.
Die Reise des kleinen Pflaumenbaumes mit seinen bereits frühlingsgrünen Blättern zurück in die Reutlinger Heimat war eine ziemlicher spannender und zugleich aber auch glücklicher Umstand. Denn nach jahrelanger Suche in den verschiedenen historischen Obstanlagen wurde man in Süddeutschland fündig und so führte der Weg vom Wartenberg bei Donaueschingen über Kassel wieder in die schwäbische Wiege. Die Einzigartigkeit der Pflanzung wurde aber auch allen Anwesenden mit der Aussage des früherer Kreisfachberater Ulrich Schroefel im Landrats Reutlingen. Denn neben dem sogenannten Mutterbaum gibt es aktuell nur drei weitere Nachkömmlinge dieser historischen Streuobstsorte. Die jetzt in Reutlingen wieder daheim sein darf und hoffentlich in Zukunft Früchte trägt.

Erfolgreich wurde dann mit vereinten Kräften der Baum gepflanzt. Zuerst wurde noch etwas Erde als Grundlage für das gute Wachsen des Baumes in das Pflanzloch geschaufelt. Dann fand der Baumsetzling seinen Platz, jetzt musste der Boden angedrückt werden. Die Sicherungen für den Baum und die richtige Anhäufung des Oberbodens folgten. Das Gießwasser, das der Setzling in der Zeit des Anwachsens dringend benötigt, muss an die zarten Wurzeln gelangen, dies ist mit einer Wasserrinne rund um den zierlichen Stamm gewährleistet. Die zahlreichen Gießkannen Wasser zeigten zum Schluss dass es funktionierte.
PM: Gabriele Armbruster/KOV